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 Online-Video früher

Video auf dem Web hat drei umbruchartige Entwicklungsschritte durchgemacht. Der erste Schritt geschah noch vor dem Entstehen des World Wide Webs, als die Möglichkeit entstand überhaupt ein Medium mit bewegten Bildern und Audio elektronisch übertragen und auf einem Endgerät darstellen zu können. Sogar noch als Windows 95 herauskam und in der beiliegenden Mediensammlung das Video Good Times von Edie Brickell mitbrachte war es immer noch ein Erlebnis auf dem eigenen Heim-PC überhaupt einen ruckelfreien Film in (damals) guter Auflösung und gutem (je nach Boxensystem und Soundkarte) Klang abspielen zu können; einen Online-Video-Hosting-Dienst gab es überhaupt erst seit 1997.

In den Folgejahren, die inzwischen als die “Jahre der Browserkriege” in die Internet-Geschichte eingegangen sind, versuchten sich die Anbieter von Browsern gegenseitig in der Implementierung von neuen Features zu überbieten, die über jeweils eigene HTML-Tags auf Webseiten eingebunden werden konnten. Das traurige Resultat war, dass ungezählte Stunden Film in Formaten und mit HTML-Auszeichnungen auf Webserver hochgeladen wurden, die heute kein Mensch mehr anschauen kann, weil sowohl die proprietären Formate der Filme selbst als auch ihre ideosynkratischen Einbindungsweisen nicht mehr unterstützt werden.

Der Ausweg aus dieser Zeit der Stagnation wurde erst 2005 gefunden, als mit YouTube einer der hell leuchtend aufsteigenden Sterne des Webs ans Netz ging. YouTube setzte zunächst konsequent auf Flash-Video; die Revolution bestand darin, dass die Macher einen Weg gefunden hatten, Videos in einem Format zu präsentieren, das fast überall out-of-the-box funktionierte. Dies lag unter anderem daran, dass das Flash-Plugin bereits zur Standard-Installation der meisten Browser auf den meisten Platformen gehörte. YouTube erlangte überaus schnell eine dominierende Stellung und wurde nur 534 Tage nach dem Hochladen des ersten Videos für 1,65 Milliarden Dollar von Google aufgekauft.

An dieser Stelle hätte man sagen können: Ende gut, Alles gut – schließlich haben wir jetzt Online-Videos direkt auf der Webseite! In der Realität bleiben aber doch noch Fragen offen.

Das erste Problem: Auch wenn sich Adobe mit seinem Open Screen Project um Offenheit bemüht hat, ist Flash doch nach wie vor ein proprietäres Produkt, und zwar eines, das immer wieder wegen Datenschutz- und Sicherheitsfragen auffällt.

Zweitens ist die technische Ausführung der Einbettung von Flash in Webseiten nie besonders leicht oder offensichtlich gewesen. Von einem der üblichen Wege, dies zu schaffen, der sogenannten ‘twice-cooked method’ –

<object classid="clsid:d27cdb6e-ae6d-11cf-96b8-444553540000"
  codebase="http://fpdownload.macromedia.com/pub/shockwave/cabs/flash/swflash.cab#version=8,0,0,0"
  width="300" height="120">
  <param name="movie" value="myContent.swf"/>
  <embed type="application/x-shockwave-flash" src="myContent.swf" width="300" height="120"
    pluginspage="http://www.macromedia.com/go/getflashplayer"/>
</object>

– hat A List Apart in einem Artikel von 2007 zu Recht abgeraten: Niemand könnte dieses verwickelte Markup je aus dem Gedächtnis korrekt hinschreiben, es ist kein valides HTML, und wird nur eingesetzt, weil es zufälligerweise meistens funktioniert und weil es der Code ist, den das Flash IDE beim Export produziert. Der darzustellende Inhalt wird redundanterweise zweimal angekündigt, hat eine nur für Windows relevante und in sich wieder redundante Kennzeichnung classid="clsid:d27cdb6e-ae6d-11cf-96b8-444553540000", aber enthält keinerlei Anleitung dafür, was dargestellt werden sollte falls das gewünschte Format nicht unterstützt werden sollte.

 

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Online-Video heute

Die Ablösung und die dritte große Umwälzung im Online-Video heißt: HTML5, CSS3, JavaScript – kurz: alles, was einst die Alleinstellung von Flash ausgemacht hat (nämlich: weiteste Verbreitung, Interaktivität, bewegte Grafik, Zugriff auf lokale Speichermöglichkeiten, synchronisierte audiovisuelle Darstellung usw.) – alle diese Möglichkeiten können inzwischen durch wesentlich vereinfachte und standardisierte HTML5-Auszeichnungen (u.U. in Verbindung mit CSS oder auch JavaScript) geleistet werden.

Die fortgeschrittenen interaktiven, graphischen und audiovisuellen Fähigkeiten von Flash galten einst als die Zukunft des Internets; aber obwohl Flash durch YouTube seine größten Marktverbreitung erlangte, so läutete seine Herabsetzung zur reinen Video-Abspiel-Software neben anderen Faktoren doch sein Ende ein.

In Vorwegnahme der Ergebnisse des weiter unten Gesagten können wir feststellen:

HTML5-Video bietet im Vergleich zu GIFs eine bessere Qualität und größere Vielseitigkeit in der Darstellung sowie optional filmbegleitenden Ton bei verringerter Dateigröße. Gegenüber Flash-Video bedeutet es die Beendigung der Abhängigkeit von proprietären Video-Formaten und nicht standardisierten, kryptischen HTML-Auszeichnungsweisen.

Überall dort, wo bisher animierte GIFs und Flash-Videos eingesetzt worden sind, sollte über die Umstellung auf der Grundlage von HTML5-Video nachgedacht werden.

Zunächst zum Markup. Hier ist die moderne Alternative zu den geschachtelten <object> und <embed> tags – mehr braucht es nicht:

<video autoplay loop muted height="250" width="250">
  <source type="video/webm" src="./titel.webm">
  <p>Ihr Browser unterstützt dieses Video-Format leider nicht.</p>
</video>

Der bedauernde Satz zwischen den <p>...</p>-Tags erscheint nur in Browsern, die entweder das HTML5 <video>-Markup nicht verstehen oder die das WebM-Format nicht unterstützen; in allen anderen Fällen wird das Video selbst dargestellt, und zwar als automatisch ablaufende (autoplay) Endlosschleife (loop) ohne Ton (muted).

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